Leer-Stücke - Elisas Freiwilligendienst in Eisleben
Elisa macht ihr FSJ Kultur am Theater in Eisleben. Es ist nicht nur ein Bildungsjahr mit viel Theater für sie, sondern auch ein Engagementjahr im Projekt „Dehnungsfuge“. Ein Projekt, dass sich mit dem Leerstand vieler Gebäude auf dem Land beschäftigt und vor allem Jugendliche, Migranten*innen und geflüchtete Menschen begeistern möchte, diese zu besetzen und kulturell zu nutzen.
Elisa erzählt, dass Mitte Oktober viele geflüchtete Menschen in Eisleben angekommen sind. Und sie. Obwohl sie schon seit dem 1. September in Eisleben ihr FSJ Kultur macht, ist sie erst jetzt von Halle nach Eisleben gezogen. Die Fahrtzeit fraß zu viel Zeit. Die Eltern zahlen die Möbel. Von ihrem Taschengeld kann sie die Miete der Wohnung bezahlen, die vorher leer stand. Da habe sie gedacht: „Eine erste eigene Wohnung ist cool!“ Zudem ist es schöner in der Stadt zu leben, in der man arbeitet, meint sie. „Das ist eben nicht nur mein Arbeitsort, sondern auch mein Lebensort.“
Ob die geflüchteten Menschen, die im Oktober in Eisleben angekommen sind, dies irgendwann auch sagen werden? Es gibt riesige Bedenken bei den Einwohner*innen, meint Elisa. Trotz des Leerstandes, trotz der Überalterung. Oder gerade deswegen. „Wenn ich um acht abends raus gehe, dann sehe ich vielleicht zwei Autos und einen Menschen. Ab und zu sieht man auch junge Leute. Das sind dann Schüler*innen. Aber hauptsächlich nur ältere Menschen.“ Sich um die Bedenken der Menschen in Eisleben zu kümmern ist ein Teil von Elisas Aufgaben im kommenden Jahr. In ihrem FSJ Kultur am Theater Eisleben ist sie mit der Hälfte ihrer Zeit im Projekt „Dehnungsfuge“ engagiert. Es ist ein Projekt gegen Rechtsextremismus. „Es ist Teil meiner Arbeit Geflüchtete anzusprechen und in die Dehnungsfuge reinzuholen,“ sagt sie. Eine andere Aufgabe des fünfjährigen Projektes ist es, Jugendliche zu finden, die ein leerstehendes Gebäude oder eine Brache nutzen und kulturell bespielen wollen.
Beworben hatte sich Elisa für ein FSJ Kultur. Von der „Dehnungsfuge“ hat sie erst an ihrem ersten Tag im Theater Eisleben erfahren. Sie findet das Projekt spannend, sie sieht aber auch, dass es absolut am Anfang steht. „Wir müssen erstmal viel organisieren, bevor wir richtig kreativ werden können. Aber ich freue mich schon jetzt darauf.“
Der erste Schritt ist die Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen und den geflüchteten Menschen. Das braucht Zeit, sagt sie. Die Jugendlichen sollen über ein Klassenzimmer-Theaterstück ins Boot geholt werden. In dem Theaterstück, das in Schulklassen aufgeführt wird, geht es darum, dass eine Bande ein leeres Haus besetzt. Diese Mädchenbande nennt ihr Haus „Das Nest“. „Zur Begleitung wollen wir Flyer in die Klassen geben, die zum Nachdenken anregen: Wie stelle ich mir mein Nest vor? Auf Facebook soll es die Möglichkeit zur Beteiligung geben und einen Überblick über die Veranstaltungen.“ Es soll zum Beispiel eine Schnitzeljagd geben. Elisa möchte dafür Bilder von leerstehenden Häusern in Eisleben auf Facebook posten. Die Jugendlichen sollen die Gebäude finden und Selfies mit den leerstehenden Häusern machen, posten und darunter kommentieren.
Das sind die ersten Ideen und gleichzeitig ist es die größte Herausforderung: Eine Kerngruppe von Jugendlichen finden. Dazu meint Elisa: „Es sollte auch jetzt nichts überstürzt werden, damit es nachhaltig sein kann.“ Sie hat sich damit abgefunden, dass vermutlich erst ihr*e Nachfolger*in damit beginnen kann, ein Haus zu besetzen und zu bespielen.
Es ist ein fröhlich motivierter Blick auf Eisleben, auf das eigene FSJ Kultur und die Dehnungsfuge, den Elisa verbreitet. Es wird ein Stück Arbeit. Aber es wird auch schön. Da ist sie sich sicher.