Das Schloss Bevern bei Sonnenschein.
Vom Lande

Das Schloss – die Spinne

von BKJ

Im Schloss Bevern laufen alle Fäden zusammen. Das Netzwerk ist riesig, reicht in alle Winkel des Landeskreises Holzminden in Niedersachsen und darüber hinaus. „Das Schloss ist die Spinne“, so beschreibt es Birgitt Leusmann-Funke liebevoll. Sie macht seit fast einem Jahr ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) Kultur und Bildung am Schloss Bevern.

Im Schloss Bevern, erbaut im Stil der Weser-Renaissance, befindet sich das Kulturzentrum des Landkreises. Aber nicht nur das. Das Schloss ist der Mittelpunkt von vielen Interessensgruppen und Vereinen, wie dem Heimat- und Geschichtsverein mit seiner Regionalbibliothek. Es beherbergt auch die Archäologie des Kreises. Birgitt Leusmann-Funke schätzt, dass rund 100 Ehrenamtliche im und um das Schloss aktiv sind.

Dazu gehört auch sie. Seit über zehn Jahren ist sie als ehrenamtliche Schlossführerin und Betreuerin der Regionalbibliothek im Schloss aktiv. Nun ist sie seit fast einem Jahr Teil des Teams im Kulturzentrum. Der Leiter des Kulturzentrums und Kreisarchäologe Dr. Christian Leiber und seine Kulturreferentin Katja Drews hatten sie gefragt, ob sie die erste Freiwillige im BFD Kultur und Bildung werden wolle. „Ich war 53 und immer wieder irgendwo neu anzufangen, dazu hatte ich keine Lust mehr. Aber hier kenne ich alle. Das passte wunderbar“, erinnert sich Birgitt Leusmann-Funke. Sie sagte zu und ist nun Teil des zehnköpfigen Teams im Kulturzentrum.

Den Unterschied zwischen ihrer ehrenamtlichen Arbeit und ihrem Freiwilligendienst sieht Birgitt Leusmann-Funke sehr deutlich: „Es geht vor allem um mich! Nicht nur um die Einsatzstelle.“ Außerdem genießt sie die Vielfältigkeit: „In der Bibliothek mache ich Bibliotheksarbeit, bei den Schlossführungen habe ich meine Spezialthemen und kann mich auch weiterbilden, aber im BFD bin ich für alles und alle da.“ So gehört es auch zu ihren Aufgaben Paaren, die getraut werden wollen, die Schlosskapelle zu zeigen oder sie hilft auch einmal die kleine Bühne für Veranstaltungen mit aufzubauen. Aber ebenso war Birgitt Leusmann-Funke, ehe sie sich versah, dabei sich Wissen für eine Fossilienausstellung anzueignen und Führungen für Kinder und Erwachsene auf einem gänzlich neuen Gebiet zu machen. „Ich lerne zu verstehen, wie das Kulturzentrum funktioniert“, berichtet sie zufrieden und lernt auch, sich neue Dinge zuzutrauen.

So ist sie mittlerweile auf einem Gebiet aktiv, das vor einem Jahr noch ein rotes Tuch gewesen ist. „Es war eine Herausforderung mich mit Computern auseinanderzusetzen“, gesteht Birgitt Leusmann-Funke. Jetzt bearbeitet sie Bilder und schreibt Texte am Rechner ohne mit der Wimper zu zucken.

Einmal wollte eigentlich nur ein Freiwilliger aus einer anderen Einsatzstelle vorbeikommen, der Weser-Renaissance wegen. Prompt wurde daraus im Frühjahr ein Bildungstag für alle Freiwilligen im BFD Kultur und Bildung in der Region. Geplant und organisiert von Birgitt Leusmann-Funke. Es seien gar nicht ihre Lorbeeren, beteuert sie. Es sei die Idee von Juliane von Ilten, Koordinatorin des BFD Kultur und Bildung in Niedersachsen, gewesen. Angelehnt an das Aufgabenfeld ihrer Einsatzstelle widmete sie die eine Hälfte des Tages der Archäologie und die andere der Weserrenaissance. Da die Bildungstage ein wichtiger und verpflichtender Teil des BFD Kultur und Bildung sind, wurden die Kosten vom Träger, der LKJ Niedersachsen, übernommen.

Zurzeit plant und organisiert sie ihr eigenes Projekt und merkt an: „Eigentlich gibt es im BFD Kultur und Bildung gar kein eigenes Projekt, wie beim FSJ Kultur (Link). Aber es bot sich an, da das Kulturzentrum gerne Veranstaltungen für 50plus in das Kulturprogramm aufnehmen möchte.  Da habe ich ein intergeneratives Projekt (Link) entwickelt, denn da liegen meine Kompetenzen.“ Es wird deutlich: Birgitt Leusmann-Funke nutzt alle Möglichkeiten des BFD Kultur und Bildung.

Und was bringt ihr das? Sie bekomme Anerkennung, antwortet sie schlicht. Sie habe viel ehrenamtlich gearbeitet, nachdem sie nach der Geburt ihres Sohnes aus dem Berufsleben ausgeschieden sei. Als Teil der Anerkennung sieht sie auch das Taschengeld: „Man macht vieles unentgeltliches und es tut gut, auch einmal  einen offiziellen Rahmen zu haben.“ Sie zweifelt an einem beruflichen Einstieg nach ihrem Freiwilligendienst, kann aber alle gewonnenen Kompetenzen auch in ihren Ehrenämtern anwenden. Und mit einem Lächeln sagt sie: „Und wer weiß was für Möglichkeiten kommen? Alles baut aufeinander auf.“

Wenn das Schloss die Spinne ist, dann ist Birgitt Leusmann-Funke seine beste Schülerin. Und was sie sich wünscht? Das Weserrenaissance Schloss Bevern soll bekannter werden. „Das hat es verdient“, betont sie und fügt hinzu: „Und dazu mindestens zehn Bewerber für meine Stelle, wenn ich aufhöre.“ Und irgendwie ist sicher: Das wird schon.